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Hmmm, Hummus

Hummus ist ein sehr beliebter Vorspeisendip. Klassisch gereicht mit dünner Pita, aber wie alles was sich Trends folgend über die weite Welt verbreitet, mittlerweile variantenreich aufgetischt.

Und:

Hummus ist besonders lecker. Soweit herrscht Einigkeit. Dabei recht gesund und überdies kinderleicht herzustellen (einfach Kichererbsen, Sesammus, Zitrone und Gewürze wie Salz, Knoblauch und Kreuzkümmel im rechten Mischverhältnis mixen).

Uneinigkeit herrscht - wie so oft, wenns richtig gut und richtig populär ist - über die Herkunft. Wir kennen derlei Ursprungsstreitigkeiten von der Pizza, den Nudeln, der Kartoffel und vielerlei mehr. Aber während wir als Außenstehende diesen Rivalitäten mit interessiertem Amusement begegnen, vermeintliche Fakten höchsten zu Small-Talk-Besserwissereien auf gelangweilten Stehparties nutzen, scheint dem Ärger um des Hummus` Herkunft mehr Zündstoff beizuwohnen:

Vor seinen Siegeszug in der westlichen Welt, wurde Hummus typischerweise in Israel, Syrien, dem Libanon, den palästinensischen Autonomiegebieten, der Türkei gegessen.

Und damit sind die uneinigen Parteien im Wesentlichen genannt (zeitweise kommen auch die den Dip gern servierenden Griechen als Erfinder der feinen Paste ins Spiel - dazu später mehr).

Etymologisch scheint die Herkunft klar: Hummus ist ein arabisches Wort und bedeutet der Hauptzutat folgend Kichererbsen. Und hier, im gesamten arabischen Kulturraum, ist Hummus auch heute tagtäglicher Bestandteil des Speiseplans.

Da Hummus aber belegbar ungeheuerlich alt ist - und für sehr alte, sehr gute Errungenschaften oftmals die Antike verantwortlich scheint, ist durchaus ein griechischer Ursprung denkbar.

Erstmals erwähnt jedoch wurde ein dem Hummus sehr ähnelnder Dip im Ägypten des 13. Jahrhunderts. 

Und auch in Israel werden Kichererbsen seit tausenden von Jahren angebaut - und verarbeitet. Was jedoch auf den gesamten mittleren Osten zuzutreffen scheint.

Nun scheint die Ursprungs-Frage aufgrund mangelhafter Aufzeichnungen (denn die Kultivierung der Kichererbse ist unbestritten älter als die Verbreitung schriftlicher Aufzeichnungen) kaum zu klären. Jede der rivalisierenden Parteien beansprucht ein Originalrezept für sich - und allesamt sind sie köstlich (und sehr, sehr ähnlich).

Ein erster Gedanke lässt die Liebe zum Hummus von außen betrachtet erstmal vereinen, was sich vielfach wahrlich vehement abspaltet. Denn, etwas plump vereinfacht: Die Israelis lieben den Hummus ebenso, wie die Araber und auch uns - die wir keinen Anspruch auf seine Erfindung erheben (können) - hat er im Sturm erobert.

Aber die harmlos scheinende Hingabe zum Kichererbsenmus löste einstweilen selbst auf Twitter (und nicht nur dort) eine sich zuspitzende Eskalation aus. 

Eine vermeintlich harmlose Empfehlung einer bekannten US-Fernsehköchin für ein Gericht zum israelischen Abend (inkl. Hummus) löste vorerst amüsante Gegenreaktionen (beispielsweise die Bewertung von Hamburger & Pizza als israelisches Essen als durchaus überzogenen Verweis darauf, wie absurd es sei, Hummus als ursprünglich israelisch zu bezeichnen) aus. Diese (Gegenreaktionen) wurden jedoch im Verlauf der mannigfaltigen Beitragssteigerung immer schärfer, bis sich ein durchaus honoriger Vertreter einer arabisch-amerikanischen Vereinigung dazu verleiten ließ, Behauptungen wie diese als kulturellen Genozid zu bezeichnen. Und so weiter.

Hmmmm…Und das alles wegen - Hummus?!?

Wären derlei Hummusdebatten (ohne die kulinarische Bedeutung des Vorspeisenbreis abschwächen zu wollen) nicht ganz offensichtlich Stellvertreterkonflikte in einer sehr viel ernsteren Auseinandersetzung, wäre die Ernsthaftigkeit der Diskussionsführung an der sich hüben wie drüben intensiv beteiligt wird - bestenfalls lustig.

Wer auch immer im Nahost-Streit um eine Spezialität, die nüchtern betrachtet eint (denn die Leidenschaft von Arabern und Israelis für die Kichererbsenspeise scheint durchaus ähnlich ausgeprägt) was zumeist mit großer Vehemenz getrennt wird, die Nase vorn hat: Hummus bleibt, was Hummus immer war:

Hmmmm. Einfach köstlich!