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Avocado - Klitzekleiner Klimakiller oder doch sensationelles Superfood

Jaaaaa! Wir lieben Avocados! 

Ein einzigartig cremig-nussiger Geschmack und eine Konsistenz, die in der Welt der pflanzlichen Lebensmittel seinesgleichen sucht (und bislang nicht gefunden hat), machen die Avocado in Dips, Cremes oder als Beilage von einem exotischen Besucher zu einem vertrauten Hausfreund auf heimischen Tellern.

Und die Avocado ist gesund, richtig gesund.

Randvoll gepackt mit wichtigen Nährstoffen ist die grün-schwarze Frucht ein wichtiger Lieferant für Vitamine aller Art (C, B, E, K, Kalium, Folsäure). Sind all diese Wunderwerkzeuge selbstredend auch in anderen Lebensmitteln enthalten, bündelt die Avocado sie, wie vermutlich kein anderes natürliches Lebensmittel. Ihre einzigartige Sonderstellung auf dem Speiseplan von Veganern und Vegetariern erklärt sich jedoch hauptsächlich durch ihren extrem hohen Fettanteil. Ausschließlich gesunde Fette decken den menschlichen Bedarf rasch und, wie wir wissen: Ungesättigte Fettsäuren sind unbedingter Bestandteil einer antientzündlichen Ernährung, machen satt & glücklich und sind unerlässlich für ein reibungsloses Funktionieren von Herz & Hirn.

Das in Avocados enthaltene Lutein ist eine famose Stütze für unsere Augen, ihre Ballaststoffe kurbeln unsere Verdauung an und bringen so den Gesamtorganismus ins Gleichgewicht, die Avocado-Fette unterstützen unsere Vitaminaufnahme enorm, Avocados schützen unsere Haut vor dem Austrocknen...Die Liste positiver Eigenschaften ist gefühlt unendlich fortzusetzen, aber:

Wer die südamerikanische Superfrucht unbedarft genießen möchte, scheint die Augen in puncto Ökobilanz ganz fest verschlossen halten zu müssen. Warum?

Lange Transportwege scheinen ebenso logisch wie unvermeidbar. Der Riesenanteil der weltweit verspeisten Avocados werden in Mexiko und benachbarten Ländern angebaut - und kommen auf langem Weg zu uns. Hier werden sie in Reifekammern zur rascheren Nachreifung chemisch behandelt - aufwändig und unschön. Zudem verbraucht die Avocado mehr Wasser als jede heimische Frucht: 1000 Liter verschlingt der Anbau eines einzigen Kilos - also für rund zweieinhalb Früchte.

Wie so oft, ist das ganze Ausmaß des ökologischen Problems jedoch erst durch den unfassbaren Siegeszug auf europäischen (amerikanischen, asiatischen) Tellern entstanden:

Die riesige und in kurzer Zeit rasant angestiegene Nachfrage (der Import der vermeintlichen Superfrucht hat sich in den vergangenen 10 Jahren locker verdreifacht) macht den Anbau für heimische Bauern extrem reizvoll - schnell zu verdienendes Geld hat auch hier eine nachhaltige Anbaustrategie nicht entstehen lassen. So werden Jahr für Jahr bis zu 4000 Hektar wertvollster Wald (vielfach illegal) gerodet, das benötigte Wasser fehlt der einheimischen Landwirtschaft, die mit dem Wasser in den Boden gespülten Pestizide verunreinigen das Grundwasser u.s.w...

Der immense Ressourcenverbrauch, die hochproblematische Monokultur, tausende LKW-Kilometer und ein nicht unerheblicher Einsatz von chemische Helferlein färben die weiße Weste südamerikanischer Avocados mindestens dunkelgrau.

So haben ebenso findige, wie engagierte europäische Bauern Modellversuche gestartet - mit Erfolg: Auch Europa weist Gebiete auf, die dem tropischen Klima ausreichend ähneln um die Avocado wachsen zu lassen. Selbstredend ist die weltweite Nachfrage damit mitnichten zu decken - uns bieten derlei lobenswerte Initiativen aber eine angemessene Alternative, unser Superfood in deutlich überschaubaren Mengen, zu höheren Preien aber recht reinen Gewissens zu genießen.

Deutlich kürzere Transportwege, biologische Standards, nachhaltige Wasserwirtschaft und respektable Löhne machen die Avocado so auch hierzulande ökologisch ausreichend salonfähig.

Demnach gilt, was immer zählt: Gut informieren, bewusst kaufen, maßvoll konsumieren und dann (ganz wichtig) - in vollen Zügen genießen!