Früher galt- Keine Fete ohne rote Bete
Das erwachende Gesellschaftsleben nach zwei zehrenden Kriegen hatte landauf, landab die sogenannte „Fresswelle“ zur Folge. Mit aus heutiger Sicht bescheidener Dekadenz wurde zu gemeinsamen Fernsehabenden, Tanz Soirees oder kleinen Stehparties geladen. Und nie, niemals fehlte (so die Erinnerung unserer Großelterngeneration) das kalte Buffet. Neben den legendären Mettigeln und den aus heutiger Sicht recht ulkigen Tomatenfliegenpilzen wurde immerzu eingelegtes Gemüse (so auch Rote Bete) und der einzigartige, unvergleichlich köstliche rote Heringssalat (ein wenig Hering und vieeeeeel Rote Bete) gereicht.
Abgesehen davon, dass wir aus Gründen des guten Geschmackes schleunigst zusehen sollten, all die wunderbaren Varianten dieses so deutschen Klassikers zu kennen und zu erhalten, schienen schon Oma und Opa genau gewusst zu haben, was nicht nur gut schmeckt, sondern auch richtig gut ist.
Denn rote Bete ist eines der von den Römern eingeführten Wundergemüse, die auf deutschem Boden gern gedeiht, richtig gut schmeckt und dabei noch richtig gut tut.
Daher hier meine ganz persönlichen Fan-Facts zur Roten Bete:
- Wie geschrieben, die furios gefärbte Rübe wächst auf heimischem Boden - und weist schon allein deswegen (mit Bedacht eingekauft oder noch besser selbst angebaut) eine grandios gute CO2-Bilanz auf. Denn deutscher Bio-Anbau garantiert ordentliche Produktion und reduziert Transportwege auf ein absolutes Minimum. Darüberhinaus kann sie inklusive ihrer jungen Blätter (köstlich als Salat) gegessen werden - Abfall fällt so kaum an.
- Rote Bete ist in Deutschland ein Herbst- und Wintergemüse. So sichert sie auch in der recht gedeiharmen Jahreszeit unseren stabilen Vitaminhaushalt - ganz ohne schlechtes ökologisches Gewissen.
- Das ebenso anspruchslose wie lang haltbare Gemüse schmeckt, ob vorgekocht verpackt, frisch geerntet bzw. auf dem Wochenmarkt erworben oder eingelegt immer intensiv und ist dabei erstaunlich wandlungsfähig einsetzbar.
- Rote Bete tut richtig, richtig viel für unsere Gesundheit: Ihr hoher Nitratgehalt wirkt blutdrucksenkend, das tiefrote Betanin hemmt freie Radikale, der hohe Folsäureanteil stärkt die Blutbildung und eine ganze Reihe sekundärer Pflanzenstoffe machen sich sehr effektiv entzündungshemmend nützlich.
Die tolle Knolle hat - möge man dran glauben oder nicht - angeblich sogar leistungssteigernde Wirkung. Diese ist logisch nachvollziehbar auf die gefäßerweiternde Wirkung des reichlich enthaltenen Nitrats zurückzuführen. Allerdings beziffern selbst wohlwollende Studien die erhöhte Sporttauglichkeit bei um die 3%, so dass der Verzehr allein uns nicht zu Spitzensportlern werden lässt.
Dass die rote Rübe zwar toll aussieht, aber auch Finger, Kleidung und sogar Urin verfärbt, mag störend sein.
Für mich ist sie dennoch eines der wiederentdeckten Lebensmittel, die nicht nur den Nostalgikern unter uns eine feine Mahlzeit bescheren - sondern unbedingter Bestandteil eines modernen, nachhaltigen und gesunden Speiseplans sein sollten.
Lass Dich inspirieren, nutz ihre vielfältige Wunderwirkung, iss sie roh oder gekocht und genieß den überraschend erdigen Geschmack. ICH BIN FAN!