Food-Ordering. Warum Take-Away für mich viel mehr ist als der kleine Bruder des Restaurant-Besuches.
Gesellige Restaurantbesuche, lange Kneipennächte, rasche Mittagspausen in Brasserien und Suppenküchen sind mehr als lediglich ein richtig gutes Stück Lebensqualität. Und das nicht nur, weil möglicherweise der perfekt temperierte Rosè durchaus feiner ist, als die kellerkalte Alternative zuhause, das Frischgezapfte besser schmeckt, als das heimische Flaschenbier oder die Profiköche allerorts (noch) etwas besser kochen als wir es können (oder tun).
Ausgehen, essen gehen, eine kleine Auszeit als Gast genießen und sich ganz auf seine Gegenüber fokussieren zu können, machen einen großen Teil unseres gesellschaftlichen Miteinanders aus. Meinungen austauschen, Geschichten erzählen, Vorbeieilende beobachten, Menschen kennenlernen, lassen mich erleben, dass und wie gern ich Teil einer Gesellschaft, einer (bzw. mehrerer) sozialen Gruppen bin.
Nun hat die in vielen Bereichen unseres Lebens wüst einschränkend wütende Pandemie vieles unmöglich gemacht - oder uns zum Umdenken gezwungen. So auch die bis dato große Selbstverständlichkeit des Essengehens.
Als die vorübergehende Gastronomieschließung beschlossene Sache schien, war vielen von uns klar: Die Gastgeber, die uns mit guter Küche und charmanter Bewirtung seit jeher Mittagspausen und (oftmals viel zu lange) Abende aufhübschen, lassen wir weiterhin für uns kochen (so sie denn wollen - oder können).
Und so klickten wir uns fortan durch die Angebote unserer Lieblingsitaliener, favorisierten Diner oder Bowl-Buden, entdeckten Alternativen - und genossen das Angebot vieler kleiner Pop-Up-Küchen (und das nicht nur in den innovationsverwöhnten Metropolen). Wir fanden ebenso nagelneue wie immer dagewesene Plätze, um schöne Abende in kleineren Runden, mit mehr Abstand als uns richtig & wichtig erschien und ohne die beständige Begleitung hochgeschätzter Daueraufmerksamkeit emsiger Kellner & Köche zu erleben.
Und gewannen lieb, was anfangs wie ein notwendiger und behördlich angeordneter Kompromiss erschien: So genossen wir im Winter und in viel zu lang kalten Frühlingstagen neuentdeckte oder immer schon geliebte Köstlichkeiten warm eingepackt auf Terrassen & Balkonen, als Abschluss einer winterlichen Wanderung in ganz kleinem Kreise daheim oder im Homeoffice als gemeinsame Mittagspause in Online-Version.
Auch wenn die Pandemie uns langsam (aber hoffentlich sicher & anhaltend) aus ihren vielfältigen Fängen lässt, steht fest:
Die grenzenlos erscheinende Freiheit, richtig gutes Essen je nach Stimmung, Wetterlage oder allgemeinen Umständen immer genau dort zu genießen, wo ich sein möchte (und kann) werde ich weiter & intensiv nutzen…(und: auch wenn die bequeme Lieferung verlockend erscheint, ist mir die kleine Radelrunde zum Take-Away nicht nur aus ökologischen Gründen zumeist die liebere Variante - den Menschen, die für meine gute Mahlzeit verantwortlich sind kurz ganz analog zu begegnen und mir neben den bestellten Speisen auch ein herzliches Lächeln mitzunehmen fühlt sich für mich ebenso gut wie richtig an.)